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Wie schon bei der vergangene Wahl zum Freiberger Oberbürgermeister haben wir von Freiberg klimaneutral wieder Wahlprüfsteine an die Kandidaten versendet. Geantwortet haben uns Christian Pudack (Grüne, Freiberg für Alle, Linke, SPD), Jens Uhlemann (AfD) und Stefan Krinke (Unabhängig) in der Reihenfolge. Während Philipp Preißler (Freie Wähler) und Steve Ittershagen (CDU) an einer Wahldebatte des Freiberger Forums teilnahmen, antworteten sie auf unsere Anfrage nicht. Hier könnte man bereits eine künftige Prioritätensetzung der Kandidaten hineininterpretieren. Die auf die Wahlprüfsteine gegebenen Antworten werden wir hier in voller Länge und in Reihenfolge des Eingangs wiedergeben, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt, was die Kandidaten in Sachen Klimaschutz zu bieten haben.
Christian Pudack: Als Oberbürgermeister den Klimawandel eindämmen… das ist eine sehr schöne Vorstellung, die aber jeden Amtierenden überfordern würde. Dennoch sehe ich es als zentrale Verantwortung des Oberbürgermeisters, Klimaschutzmaßnahmen auch in unserer Stadt konsequent umzusetzen und unseren Beitrag zu leisten. Das bedeutet: Klare CO₂-Reduktionsziele für Freiberg formulieren, eine Beschleunigung der lokalen Verkehrswende mit mehr Radwegen und ÖPNV-Angeboten zu forcieren, eine kommunale Wärmewende mit Fokus auf erneuerbare Energien und Abwärmenutzung zu planen sowie sinnvolle Energieeffizienzstandards bei Neubauten und Sanierungen im Stadtbereich zu setzen. Klimagerechtigkeit bedeutet aber auch, die globalen Auswirkungen unseres Handelns mitzudenken. Daher möchte ich gleichzeitig durch faire Beschaffungspolitik sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen, die die Stadt einkauft, nachhaltig und klimaverträglich hergestellt wurden. Initiativen mit entsprechender Expertise gibt es bei uns bereits. Die andere Seite ist die Klimaanpassung: Wir müssen unsere Stadt dringend auf die bereits jetzt spürbaren Veränderungen einstellen, um unsere Bewohner*innen vor möglichen negativen Folgen zu schützen. Dazu gehört z.B. mehr Grün für Kühlung und bessere Luft, Entsiegelung, besserer Hochwasserschutz, Trinkbrunnen etc.
Jens Uhlemann: Gestatten Sie, dass ich kurz auf Ihre Feststellungen vor der Frage eingehe. Klimawandel hat es auf unserem schönen Planeten Erde schon lange vor der Industrialisierung gegeben. Auch in den kommenden tausenden von Jahren wird es auf der Erde Klimawandel geben. Dieser wird sich mit, oder ohne Menschen vollziehen. Als ich Jugendlicher war gab es im globalen Süden bereits große Hungerkatastrophen wie heute, nur leben dort mittleiweile dreimal so viele Menschen wie damals (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1342786/umfrage/entwicklung-der-einwohnerzahl-in-afrika/). Hier ist ein Grund für eventuell gestiegene Opferzahlen von Hungerkatastrophen zu suchen. Bitte vergessen Sie die „97% aller Wissenschaftler“, die den menschgemachten Klimawandel bestätigen. Dem setze ich entgegen, dass 100 % der unabhängigen Wissenschaftler diesen menschgemachten Klimawandel verneinen und auch noch Beweise dazu vorlegen. Nun zu Ihrer ersten Frage. Wir müssen und können keinen Klimawandel eindämmen. Deshalb werde ich mich als Bürgermeister auf den Umweltschutz konzentrieren. Hier wird es um die Aufforstung des Stadtwaldes gehen, der momentan in einem nicht besonders guten Zustand ist. Auch werde ich dazu beitragen, dass keine weiteren nutzlosen Windindustrieanlagen und Solarfelder die Umwelt in der Peripherie unserer schönen Bergstadt vernichten. Die Bürger der Stadt benötigen dieses Umfeld dringend zu Naherholung und die Bauern zur Nahrungsmittelproduktion.
Stefan Krinke:
Freibergs Bevölkerung macht 0,05 % von Deutschland aus; der Anteil Mittelsachsens am BIP beträgt 0,22 %. Unser Beitrag und der Einfluss des Freiberger Oberbürgermeisters auf Bundesebene sind nicht nennenswert und haben mit lokaler Politik wenig zu tun. Trotzdem kann Freiberg seinen Beitrag durch folgende Ideen leisten:
Christian Pudack: Die erneuerbaren Energien sind die einzige Sparte des Energiemarktes, die seit Jahren wächst – und das in exponentieller Geschwindigkeit. Der Vorreiter dabei ist die Produktion von Strom aus PV-Anlagen. Ein absurd hoher Anteil von 98% des globalen Zuwachses an der Stromproduktion entfiel in 2024 auf die Photovoltaik, in den Vorjahren war es ähnlich. Irgendwo in den übrigen 2% spielt sich diese "Renaissance der Atomkraft" ab, von der ab und zu die Rede ist. Die Welt hat sich längst für Photvoltaik als die zukünftige Primärform der Stromproduktion entschieden. Keine andere Art der Energiegewinnung ist in der Geschichte der Menschheit jemals so schnell gewachsen, keine andere Art der Energiegewinnung kann auch nur annähernd so günstigen Strom erzeugen wie die Photovoltaik es aktuell tut. Wir brauchen einen konsequenten Ausbau lokaler erneuerbarer Energien. In Freiberg sehe ich großes Potenzial für:
Ein ebenso wichtiger Ansatz ist es, Bürgerenergie-Genossenschaften zu fördern, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt und die Akzeptanz für die erneuerbaren Energien steigt. Das Freiberger Stadtgebiet mag zwar nicht für Windkraftprojekte geeignet sein, allerdings gibt es genug Dachflächen, die grundsätzlich PV-geeignet sind. Alle öffentlichen Gebäude müssen letztlich für dieses Vorhaben genutzt werden. Wenn sich Unternehmen oder Bürger*innen ebenso engagieren wollen, muss Ihnen das so einfach wie möglich gemacht werden. Dazu bedarf es auch der Hilfestellung durch die lokalen Stadtwerke.
Jens Uhlemann: Die sogenannte Klimaneutralität wir es nie geben und alle Anstrengungen, die in diese Richtung verfolgt werden, gehen auf Kosten der Bevölkerung der Länder, wo die Rohstoffe für diesen Schwachsinn gewonnen werden. Deshalb wird es außer Solaranlagen auf Dächern mit mir keinen weiteren Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien geben.
Stefan Krinke: Die lokalen Begebenheiten sind mir noch nicht in vollem Umfang bekannt, aber folgende Punkte zur Erreichung dieser Ziele sollten geprüft werden:
Christian Pudack: Dass das Klimaschutzkonzept seit Jahren blockiert ist, ist ein Versäumnis, das wir uns nicht länger leisten können. Ich werde als Oberbürgermeister sofort einen transparenten Fahrplan mit klaren Fristen erarbeiten und eine Projektgruppe regelmäßig an den Stadtrat zum Stand der Maßnahmen berichten lassen. Zudem möchte ich ein Klimaschutzbüro einrichten, das Maßnahmen koordiniert und als Anlaufstelle für Bürger*innen, Verwaltung und Unternehmen dient. Nur mit einer handlungsfähigen Struktur können wir die notwendigen Schritte zügig umsetzen und die bereits verlorene Zeit aufholen.
Jens Uhlemann: Die Stadt Freiberg benötig einige Konzepte um das Leben der Bürger zu verbessern. Ein Klimaschutzkonzept zählt hier nicht dazu. Diese werden in Kommunen überhaupt nur erstellt, weil erpresserische Fördermittelzusagen an diese Bedingung geknüpft werden. Dieser Prozess darf also ruhig weiter stocken. Daran werde ich keine Kraft verschwenden.
Stefan Krinke: Es ist immer wichtig, im Sinne der wirtschaftlichen Gesamtsituation zu handeln. Klimakonzepte können auch schrittweise, also mittels kleiner Schritte und Veränderungen angegangen werden. Voraussetzung hierfür sind die Akzeptanz der Bürger sowie eine angemessene finanzielle Absicherung. Die Weiterentwicklung sollte durch die Einbindung von Fachleuten und Interessenvertretern erfolgen. Es ist zu bedenken, dass dem Beschlussziel eine nicht zu vernachlässigende Krise dazwischen kam und sich mittlerweile drei Jahre später die Situation in den Bereichen Finanzen, Realisierungsmöglichkeiten und Akzeptanz seitdem geändert haben kann (Begründung für regelmäßige Überprüfung und Anpassung).
Christian Pudack: Ich weiß, dass Klimaschutz nur gelingt, wenn die Menschen vor Ort mitgenommen werden. Deshalb plane ich:
Ich setze mich stark für die Förderung von solchen Bürgerenergieprojekten ein, bei denen jede*r direkt investieren und profitieren kann. So wird Klimaschutz zum gemeinsamen Projekt und nicht nur zur Aufgabe der Verwaltung.
Jens Uhlemann: Lassen wird den nicht benötigen Klimaschutz weg. Ein Energiesicherungskonzept halte ich wegen der bedenklichen Lage am Energiemarkt für erstrebenswert. Hier werden, wie über möglichst viele andere Maßnahmen, die Bürger regelmäßig unterrichtet und auf jeden Fall auch in die Entscheidungen mit einbezogen.
Stefan Krinke: Die Bereitstellung eines Berichts ist ein erster sinnvoller Schritt, um die Bürger über den Stand und Fortgang zu informieren. Da dies jedoch überwiegend einen nachgelagerten Charakter hat, sollten auch Partizipationskonzepte in Betracht gezogen werden, z. B. durch Einbindung in öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Vereine. Darüber hinaus können Modellprojekte unter Nutzung privater Initiativen erfolgen und zielgerichtet beworben werden.
Christian Pudack: Freiberg wird das Klimaschutzkonzept des Landkreises aktiv unterstützen und eigene Maßnahmen darauf abstimmen. Unser Beitrag liegt vor allem in:
Bürgerenergie ist meiner Meinung nach dabei der zentrale Schlüssel. Ich setze mich für Förderprogramme für Energiegenossenschaften und eine aktive Unterstützung bei der Flächenbereitstellung ein. Ziel ist es, dass Bürger*innen direkt von Stromerträgen oder indirekt von den Gewinnen profitieren und so selbst zu Motoren der Energiewende werden.
Jens Uhlemann: Das Klimaschutzkonzept des Kreises halte ich für völlig unnötig. Über Bürgerbeteiligung an eigenen Mikrokernkraftwerken, wie sie in einigen Ecken der Welt schon entstehen, sollte man durchaus diskutieren.
Stefan Krinke: Klima- bzw. Klimaschutz ist ein polarisierendes Thema, und die Umsetzung der verschiedenen Ziele muss im Einklang mit der gesamtwirtschaftlichen Situation stehen. Die Umsetzung sollte ein gemeinsames gesellschaftliches Ziel sein und nur gemeinsam mit den Bürgern funktionieren. Daher ist eine Bürgerbefragung sinnvoll, um ein Stimmungsbild zu erhalten. Auf Basis dieses Stimmungsbildes kann anschließend ein Handlungskonzept mit Experten sowie Interessenvertretern erstellt werden. Die Wirtschaftsstärke, der Wohlstand der Stadt, der Unternehmen und der Bürger dürfen nicht durch ambitionierte Ziele gefährdet werden. Bürgerenergie ist ebenfalls ein sensibles Thema: Ohne sinnvolle Speicherung ist erneuerbare Energie weniger zuverlässig und bietet kaum Puffer. Ohne ausreichende Speicherkapazität kann individuelle (privatrechtliche) Stromerzeugung das Netz belasten, insbesondere bei Einspeisung. Daher sehe ich eine verstärkte Aufklärung in diesem Bereich vor. Bürgerenergie sollte im Zusammenhang mit (individueller) Energiespeicherung vorangetrieben werden. Grundsätzlich sind solche Bestrebungen wichtige Wegweiser für die Zukunft unserer Gesellschaft – jedoch nur praktikabel, wenn sie praxisnah umgesetzt und vollständig umsetzbar sind.
Wir sind ein Zusammenschluss aus mehreren Umweltinitiativen, den es in dieser Größe seit der Wende nicht mehr
gegeben hat. Wir setzen uns für ein klimaneutrales Freiberg ein. Denn anstatt weiter auf Regelungen der
Bundesregierung zu warten, wollen wir konkret vor Ort Maßnahmen anschieben, die tatsächlich zur Klimaneutralität
führen. Dabei möchten wir einen Dialog mit Freiberger Instanzen fördern, um wirklich nachhaltige Entwicklungen zu
ermöglichen.
Im Rahmen dessen soll sich die Stadt zum Ziel der Klimaneutralität bis 2035 bekennen. CO2-Emmisionen darüber
hinaus müssen begründet werden. Dafür soll ein Fahrplan aufgestellt und ein jährlichen Bericht über den erreichten
Stand verfasst werden. Mit der dadurch entstehenden Transparenz können Stadt, Bevölkerung und andere Beteiligte
gemeinsam Lösungen diskutieren und finden. Über konkrete Maßnahmen jedoch können und wollen wir nicht allein
bestimmen, weshalb wir lediglich Anregungen zusammengestellt haben. Der Fahrplan selbst soll im Dialog entstehen.
Wir sind immer für konstruktive Anregungen offen und freuen uns auf Unterstützung!
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der von einem Freiberger geprägt wurde. Nur gemeinsam schaffen wir es,
die Stadt auch für diese bekannt zu machen.
Oktober 2019: Gründung „Parents for Future“ in Freiberg
Januar 2020: Einladung der anderen Umweltinitiativen Freibergs zur gemeinsamen Erarbeitung eines Forderungspapiers. Damit Zusammenschluss der Umweltinitiativen zu "Freiberg-klimaneutral"
Februar-März 2020: Gruppenarbeiten zu Vorschlägen für Freiberger Maßnahmen zur Minimierung der Emission
März-Juni 2020: Weitere Ausarbeitung des Forderungspapiers ohne persönliche Treffen während Lockdown
Juli-August 2020: Vorbereitung/Organisation der Veranstaltung zur Präsentation/Übergabe des Forderungspapiers
8. September 2020: Öffentliche Veranstaltung in der Petrikirche zur Vorstellung und Übergabe des Forderungspapiers an die eingeladenen Stadträte und Vertreter des Bürgermeisters. Erste Stellungnahmen der Anwesenden.
Oktober-Dezember 2020: Gespräche mit den Fraktionen (CDU, FDP sind auf unsere Gesprächsangebote nicht eingegangen.) und Bürgermeister; Von den verschiedenen Fraktionsgruppen wurden Beschlußvorlagen zum Klimaschutz erstellt.
26. Januar 2021: Vier Repräsentanten von Freiberg-klimaneutral zum zweiten Mal bei den Bürgermeistern Krüger und Reuter. Uns wurde der Beschlussverschlag der Stadtverwaltung vorgestellt als Zusammenfassung der beiden Vorschläge der Fraktionsgruppen. Wir haben betont, dass es gut wäre, wenn überhaupt ein Beschluss die Zustimmung des Stadtrates bekommt, uns aber die konkrete Zielstellung zur Reduzierung von CO2-Emissionen in deren Vorschlag fehlt.
28. Januar 2021:
Während die Stadträte zur Stadtratssitzung in der Nikolaikirche kamen haben wir eine 10-köpfige Mahnwache auf dem Buttermarkt aufgestellt, um auf die Dringlichkeit des Handelns hinzuweisen, weniger CO2 zu emittieren und weniger Ressourcen zu verbrauchen. In der Stadtratssitzung hat die Fraktion CDU/FDP ihren Beschlussvorschlag zugunsten des Stadtverwaltungsvorschlages zurückgezogen. Dann gab es noch Ergänzungen zum Beschlussverschlag der Stadt hinsichtlich eines genaueren Terminplans zum weiteren Vorgehen und dass kein Stadtratsmitglied in der Arbeitsgruppe sein soll. Leider kamen Anträge für die Einbeziehung der Uni nicht durch. Nach einer kurzen Beratungspause stimmte die Mehrheit des Stadtrates für den Beschlussvorschlag der Stadt, mit einer Arbeitsgruppe als Beteiligungsprozess ein Klimaschutzkonzept bis Ende dieses Jahr aufzustellen.22. Februar 2022: Pressemittelung von Freiberg klimaneutral: Freiberger Klimaschutzkonzept kommt kaum voran. Ein Jahr nach dem Stadtratsbeschluss zeigt sich das Bündnis Freiberg klimaneutral ernüchtert. Am 28. Januar 2021 wurde vom Freiberger Stadtrat die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beschlossen, doch bislang ist kaum etwas Greifbares erreicht. Die Umsetzung steckt immer noch in der Anfangsphase. Angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise ist dies für das Bündnis Freiberg klimaneutral deutlich zu wenig.
März 2024: Pressemittelung von Freiberg klimaneutral: Scheitert das Freiberger Klimaschutzkonzept kurz vor seinem Beschluss?
Verzögerungen verärgern freiberger Bürger
Vor dreieinhalb Jahre forderten 12 freiberger Umweltinitiativen rund um das Bündnis Freiberg klimaneutral den Stadtrat dazu auf einen Fahrplan zur Klimaneutralität zu beschließen. Über 3 Jahre nach dem Beschluss des Stadtrates ein Klimaschutzkonzept zu erstellen, wollte der Stadtrat eigentlich auf seiner Sitzung am 7. März das fertige Konzept verabschieden. Dazu kam es nicht. Der ursprüngliche Stadtratsbeschluss vom 28.01.2021 sah eine Verabschiedung des Klimaschutzkonzeptes bis Juni 2022 vor. „Seitdem werden wir immer wieder vertröstet,“ beklagt Matthias Beier, der sich seit Jahren bei Freiberg klimaneutral engagiert. Beier ergänzt: „Teilweise waren die Gründe nachvollziehbar, wie etwa die Beschaffung von Fördermittel zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes. Nun befürchten wir jedoch, dass all die Bemühungen und Gelder im Sande verlaufen könnten.“
Ein Grund für die Verzögerungen sieht Freiberg klimaneutral in der CDU. „Von Anfang an wurde der Prozess vom ehemaligen CDU-Stadtverbandschef Holger Reuter begleitet. Dabei machte Herr Reuter nicht den Eindruck, dass er den menschgemachten Klimawandel als relevantes Thema einschätzte,“ so Christian Mädler, der sich ebenfalls bei Freiberg klimaneutral engagiert. „Leider folgten aber auch die CDU-Stadträte weder beim aufkommen des Themas noch aktuell dem Angebot eines Gespräches. Ich habe noch die Worte von Herrn Ittershagen im Ohr: ‘Wenn sich Bürger an mich wenden, dann ist es auch meine Aufgabe hier zuzuhören.‘ Dies wurde seinerzeit allerdings im Zusammenhang mit einem Hotelneubau geäußert,“ so Mädler.
Sollte das Klimaschutzkonzept auf der Stadtratssitzung im April erneut nicht beschlossen werden, droht eine Verschleppung über die aktuelle Legislatur hinaus. Was danach passiert, ist noch unklar.
„Aus unserer Sicht könnte auch der aktuelle Entwurf des Klimaschutzkonzeptes noch eine höhere Zielorientierung vertragen: Die größten Hebel zur CO2-Reduzierung in Freiberg werden nicht konkret planerisch betrachtet: die Industrie und die Stadtwerke,“ so Beier. Sein Mitstreiter Mädler ergänzt: „Nach über 4 Jahren würden wir uns freuen am 11. April nun endlich etwas zählbares vorweisen zu können. Auch für die vielen Bürger und Bürgerinnen, die sich hier eingebracht haben, wäre es schön. Ich vertraue da auf unsere Stadträte und den OB. Sven Krüger hatte bereits 2022 geäußert, dass das Klimaschutzkonzept für Ihn ein wichtiger Schritt zu mehr Klimaschutz sei.“
Der Stadtrat hat beschlossen ein Klimaschutzkonzept für Freiberg erarbeiten zu lassen. Seit einem Jahr haben wir als Teil des Bündnisses Freiberg klimaneutral auf diesen Stadtratsbeschluss hingearbeitet und freuen uns, dass sich nun etwas in unserer Bergstadt tut um dem Klimawandel noch effektiver entgegenzutreten. Wir hätten uns sicher einen noch deutlicheres Bekenntnis zur Klimaneutralität und transparenten Beteiligungsmöglichkeiten gewünscht, sind mit dem erreichten aber dennoch zufrieden. Nun setzen wir auf ein gutes Klimaschutzkonzept und bleiben da sicher weiter am Ball.
Ein Jahr nach dem Stadtratsbeschluss zeigt sich das Bündnis Freiberg klimaneutral ernüchtert
Am 28. Januar 2021 wurde vom Freiberger Stadtrat die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beschlossen, doch bislang ist kaum etwas Greifbares erreicht. Die Umsetzung steckt immer noch in der Anfangsphase. Angesichts der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise ist dies für das Bündnis Freiberg klimaneutral deutlich zu wenig.
Bereits 2020 ist Freiberg klimaneutral, ein Bündnis aus 11 Gruppen, die sich im Bereich Umwelt engagieren, an die Stadtpolitik herangetreten. Die Zielstellung lautete Klimaneutralität Freibergs bis 2035. Letztlich kam es zu einem deutlich abgeschwächten Beschluss im Stadtrat, der die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes bis zum 30. Juni 2022 vorsieht. Aus dem Konzept sollen sich dann weiterführende Maßnahmen für die Stadt ergeben. An der Einhaltung des Termins hat Freiberg klimaneutral allerdings erhebliche Zweifel, denn der Stadtratsbeschluss sah auch eine Vorlage eines ersten Entwurfs bis zum 31. Dezember 2021 vor, was bislang nicht erfolgte. Auch die Beauftragung des Ingenieurbüros, welches das Klimaschutzkonzept erstellen soll, ist bislang nicht erfolgt, obwohl dies bis zum 30. Juni 2021 vorgesehen war. „Wir haben durchaus Verständnis, wenn es zu zeitlichen Verzögerungen kommt, weil etwa noch ein Förderantrag gestellt werden soll,“ so Uwe Kaden von Freiberg klimaneutral. Er ergänzt aber auch: „Dass sich allerdings nahezu nichts tut, wird der auf uns zukommenden Klimakrise mit Nichten gerecht.“ So ist von der nach dem Stadtratsbeschluss eingesetzten Arbeitsgruppe bislang nichts zu vernehmen, obwohl es laut Holger Reuter einer ihrer Aufgaben ist, für Akzeptanz in dem gesamten Prozess des Klimaschutzkonzeptes zu sorgen. Auch gab es bislang lediglich zwei Treffen der Arbeitsgruppe.
Wir sehen auch positive Ansätze, welche die Stadt Freiberg bereits verfolgt, etwa im Bereich der Sanierung und des Energiemanagements. Im Rahmen des Prozesses der zum Stadtratsbeschluss führte, gaben Vertreter der Stadt selbstkritisch zu, dass die positiven Entwicklungen für den Klimaschutz bislang zu wenig kommuniziert wurden. Leider hat es in diesem Bereich bislang keine Verbesserungen gegeben. „Generell können sinnvolle Maßnahmen ja bereits ergriffen werden, auch ohne die Erstellung eines neuen Klimaschutzkonzeptes. Grundlage könnte das bereits existierende Klimaschutz- und Energiekonzept von 2005 sein. Wir bieten hierbei gern auch weiterhin Unterstützung an,“ so Chayenne Bohlinger von Freiberg klimaneutral.
In dem Konzept von 2005 werden insgesamt 74 Maßnahmen angedacht. Hierzu zählen etwa die Erstellung eines Energieberichtes mit belastbarem Datenmaterial und eine ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung auf dem Weg zu mehr Klimaschutz mitzunehmen. Darüber hinaus sollen die Stadtwerke der Motor für die Umsetzung der Klimaschutzziele sein. Auch die Nutzung von freien Flächen und Dachflächen für mehr Photovoltaik ist in dem von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Konzept verankert. Eine Maßnahme die von Holger Reuther jüngst als Nebelkerze abgetan wurde. Alternative Vorschläge bleiben bislang leider aus, in der Stadt, die aktiven Klimaschutz durch Erneuerbare Energien in ihrem Leitbild verankert hat. Insgesamt bleiben die Bemühungen zu gering.
Der weltweite Klimawandel ist in vollem Gange. Die Arktis liegt jetzt schon bei 2°C-höheren Durchschnittstemperaturen
wodurch das Meereis im Sommer nur noch halb so groß ist wie vor 40 Jahren,
das Grönlandeis sechsmal schneller schmilzt als in den neunziger Jahren und die Permafrostböden der
Nordhalbkugel bereits auftauen.
Neben anderen 76 Ländern und der EU-Kommission hat sich auch Deutschland dazu verpflichtet, bis
zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Für die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles ist dies sogar
bis 2035 notwendig. Die Stadt Freiberg steht für diese Aufgabe auf einer guten Startposition. Aufgrund
ihrer geschichtlichen Entwicklung aus dem Silberbergbau heraus und den technologischen Kenntnissen
durch die Bergakademie hat sich Freiberg seit langem in Richtung Nachhaltigkeit, rationelle
Energienutzung und regenerative Energien entwickelt.
Die Stadt Freiberg erwähnt in ihrem Leitbild an mehreren Stellen den Klimaschutz und sogar dazu
konkrete Ziele für 2020. Allerdings ist es nicht weiter untersetzt und schon im Internetauftritt der
Freiberger Stadtwerke ist kein Wort mehr zu regenerativen Energien oder Klimaschutz zu finden. Für
die Bürger Freibergs und ihre Besucher ist nicht erkennbar, was im Hinblick auf Klimaschutz schon
alles in den letzten Jahren erarbeitet und erreicht wurde, wo wir bezüglich der gesetzten Ziele stehen
oder was noch zur Klimaneutralität vollbracht werden muss.
Die hier unterzeichnenden Umweltinitiativen Freibergs fordern vom Stadtrat einen Beschluß zur
Veröffentlichung (in 2020) einer Aufstellung über den Ist-Status bezüglich klimaschädlicher Emmissionen
von Freiberg und eines Fahrplans zur Klimaneutralität der Stadt Freiberg bis 2035.
Im Zusammenhang mit diesem Fahrplan fordern wir von der Stadt Freiberg ab heute:
Wir bieten dem Stadtrat Freibergs eine konstruktive Zusammenarbeit bei den Maßnahmen zur Erreichung des strategischen Zieles an, die Netto-CO2-Emmissionen im Stadtgebiet auf null zu bringen. Freiberg soll dieses Ziel bis 2035 erreichen.
Das Jugendparlament hat Chayenne Bohlinger den Jugendpreis 2024 verliehen. Die Auszeichnung erhielt die Junge Frau diese Woche im Pi-Haus. Im folgenden wollen wir auf ihr Engagement näher eingehen und ihre Leistung für die Bergstadt Freiberg würdigen.
Immer wieder war in den vergangenen Jahren von Politikverdrossenheit junger Menschen die Rede. Die Jugendlichen würden sich nicht mehr für gesellschaftliche Themen interessieren und sich auf dieser Ebene nicht einbringen. Chayenne Bohlinger, die schon als Schülerin aktiv war, steht für eine Jugend auf die dieses Vorurteil nicht zutrifft. Die Freibergerin engagiert sich auf ganz vielfältige Art und Weise für Natur- und Klimaschutz.
Chayenne Bohlinger leitete etwa eine Zeit lang die Fridays For Future-Gruppe, welche Kundgebungen und Demonstrationen organisierte. Die Versammlungen beleuchten immer einen anderen Aspekt des Klimawandels und die Reden und Gedichte hierzu werden von den Jugendlichen selbst erarbeitet. Damit beteiligten sich Jugendliche wie Chayenne direkt am demokratischen Diskurs sowie an einer zukunftsfähigen Gesellschaft und dass, obwohl sie noch nicht einmal ein Wahlrecht haben.
Diese konstruktive Mitarbeit zeigt sich auch in einem Bündnis der Freiberger Umweltgruppen, welches sich für die Klimaneutralität der Bergstadt einsetzt. Das Bündnis hätte es ohne Fridays For Future nicht gegeben, denn auch in Freiberg motivierten die Jugendlichen andere Menschen sich intensiver mit der Thematik des Klimawandels auseinanderzusetzen. Chayenne Bohlinger hat einen wesentlichen Anteil daran, dass im Freiberger Stadtrat ein Beschluss für ein Klimaschutzkonzept zu Stande kam. So war sie schon als Schülerin an der Ausarbeitung des Forderungs- und Maßnahmenkatalogs beteiligt, führte Gespräche mit Politkern und arbeitete mit an der Strategie des Bündnisses.
Chayenne packt in ihrer Freizeit aber auch praktisch an. So ging die auf dem Wernerplatz mit Hilfe des Tiefbauamts gestaltet Blühwiese auf ihre Initiative zurück. Des Weiteren beteiligt sich die Umweltschützerin bei den vielfältigen Arbeitseinsätzen des NABU. Auch im Bündnis Freiberg pflanzt beteiligt sie sich als eine der Aktivsten. Neben der Öffentlichkeitsarbeit wird die Freibergerin vor allem bei Baumpflanzaktion aktiv. Gepflanzt wurden hier u.a. Obstbäume für eine regionale und saisonale Versorgung.
Nicht zuletzt macht sich Chayenne auch für einen würdigen Umgang mit Tieren stark und dies in Freiberg und darüber hinaus. So versucht sie tolle Alternativen zu tierischen Produkten bekannter zu machen und auf Tierleid in unserer industriellen Tierhaltung aufmerksam zu machen.
Unter Führung von Chayenne Bohlinger wurde auch der 1. Solidarische Flohmarkt Freibergs organisiert. Im Vorfeld konnten Menschen Textilien, Haushaltsgegenstände, Musikinstrumente, Spielzeug und andere Dinge, die sie nicht mehr benötigten abgeben. Anschließend wurden sie von Menschen mitgenommen, die sie noch verwenden konnten. Das von Chayenne initiierte Angebot richtete sich insbesondere an finanzschwache Menschen, die einfach mal zugreifen konnten ohne sich schämen oder auf etwas verzichten zu müssen. Nebenbei hat eine sinnvolle Weiterverwendung auch ressourcenschonende Aspekte und dient damit dem Umweltschutz.
Aus Sicht vieler Aktiver Freibergerinnen und Freiberger ist Chayenne einer der aktivsten Natur- und Klimaschützerinnen unserer Stadt. Für eine junge Frau in ihrem Alter hat sie bereits enormes geleistet. Angetrieben wird sie dabei von ihrer großen Liebe zu allen Lebewesen unseres Planeten und von dem Wunsch diesen einmaligen Ort zu erhalten. Mit ihrem Handeln für die Gemeinschaft ist sie Inspiration und Motivation für viele Menschen.
kontakt@freiberg-klimaneutral.de